Wissenstransfer
Unter Wissentransfer wird hier die (einseitige) Wissensweitergabe dargestellt. Die analogiehafte Übertragung von Wissen aus einem Fachgebiet in ein anderes wird an dieser Stelle nicht erläutert. Es wird hier bezüglich des Wissenstransfers differenziert in den Transfer von Faktenwissen und den von Handlungwissen oder Können. Der Prozess des Wissenstransfers wird hier generalisiert dargestellt; eine genauere Betrachtung wird unter
Individueller Wissenstransfer und
organisationaler Wissenstransfer vorgenommen.
Vorgang der Weitergabe von Wissen (Faktenwissen):
- Ausgangszustand: Wissen liegt in vernetzter Form in einem menschlichen Gehirn oder einer technischen Wissensbasis vor (Sender)
- Abgabe von Wissen:
- Identifikation: Ein Teil des Wissensnetzwerks wird vom Sender in einem Wissensnetz (Gehirn, Wissensbasis) identifiziert
- Selektion und Separation: Ein bestimmter Bereich des identifizierten Wissensnetzwerks wird ausgewählt und separiert (beispielsweise Konzepte, Instanzen und deren Relationen)
- Kodierung: Die separierten Wissensinhalte werden in ein übertragbares Format verpackt
- Übertragung von Wissen bzw. Informationen:
- Die Informationen werden in Form von strukturierten und mit Bedeutung versehenen Nachrichten an den Empfänger übermittelt (z.B. Sprache, Sätze)
- Der Empfänger nimmt die wahrgenommenen Nachrichten auf
- Aufnahme von Wissen:
- Dekodierung: Der Empfänger dekodiert und interpretiert die Nachrichten
- Verarbeitung: Der Empfänger verarbeitet die gewonnenen Informationen im Abgleich mit dem bereits vorhandenen Wissen
- Speicherung / Einbau: Der Empfänger baut die gewonnnen Informationen in sein eigenes Wissensnetzwerk ein und bewahrt diese damit
- "Endzustand": Es liegt neues Wissen beim Empfänger vor
Die drei Prozesse der Abgabe, Übertragung und Aufnahme von Wissen finden häufig nahezu parallel bzw. auch in schneller Abfolge sowie in Kombination mit anderen Prozessen statt. Die einzelnen Bestandteile dieser drei Prozesse lassen sich teilweise nicht klar voneinander trennen (insbesondere bei den komplexen Prozessen im menschlichen Gehirn), laufen mit diversen Rückkopplungen sowie stark parallel ab und weisen damit in ihrer Gesamtheit häufig keine klare Reihenfolge auf.
Vorgang der Weitergabe von Können (Handlungswissen):
- Ausgangszustand: Person A kann etwas tun (z.B. Bedienung/Einrichtung einer Maschine)
- Identifikation, Selektion und Wiedergabe:
- Person A greift auf Informationen zu bestimmten Bewegungsabläufen (und verbundenes Faktenwissen) zu (eher unbewusst)
- Person A gibt eine Auswahl dieser Abläufe wider
- Informationsübertragung:
- Person A führt dieses in Form einer Handlung vor
- Person B nimmt diese Handlung wahr
- Import, Verarbeitung und Einbau
- Person B spiegelt die Handlung (im Gehirn)
- Person B führt diese Handlung selbst durch
- Person B speichert Bewegungsabläufe ein
- Wiederholungen der Schritte und begleitender Informationsaustausch zwischen A und B sind üblich
- "Endzustand": Person B kann die Handlung ebenfalls ausführen
Der Vorgang der Weitergabe von Können (Handlungswissen) kann in ähnlicher Form auch auf der organisationalen Ebene stattfinden, ist dort jedoch bei weitem noch nicht so üblich wie im persönlichen Bereich.
Schnittstellen zu:
- Personalmanagement (eher informell)
- Organisation
Unterstützende Methoden:
- Virtuelle Communities (Experten-Communities) als Ergänzung zu formellen Strukturen der Organisation/des Unternehmens
- Communities of Practise
- Prozessorientierte Betrachtung des Wissensmanagement (interne und externe Prozesse)
- Einführung von Wissensmärkten
- u.U. Einführung von Anreiz- und Belohnungssystemen zur Förderung der extrinsischen Motivation
- Workshops
- Best Practices
- Lessons Learned
- Einsatz von Mentoren
Unterstützende Werkzeuge:
- Unternehmens-Intranets
- Wikis, Content Management Systeme
- Groupware